Industrie 4.0

Aktualisiert: 09. August 2022

9 min.

Haufe Redaktion Innovation & Technologie Produktion

Die vierte industrielle Revolution lässt grüßen: Digitalisierung und Vernetzung der industriellen Produktion und Wirtschaft bieten neue Chancen – und Herausforderungen. Fest steht: Ohne Vernetzung von Mensch und Maschine mithilfe leistungsfähiger ERP-Lösungen sind Wettbewerbsvorteile nicht länger zu erzielen. Wer Zukunftssicherheit möchte, kommt an Industrie 4.0 und ERP-Systemen nicht vorbei.

Smart Factory

Längst sind intelligente Fabriken keine Zukunftsmusik mehr. Sogenannte „Smart Factories“ kennzeichnen die vierte industrielle Revolution und bezeichnen Produktionsumgebungen, die sich selbst organisieren. Die Idealvorstellung in der Praxis: Menschen müssen in den Produktionsprozess nicht mehr eingreifen. Damit stehen Smart Factories im Mittelpunkt eines komplexen industriellen Digitalisierungsprozesses, der allgemein als Industrie 4.0 bezeichnet wird.

Gemeint ist damit die umfassende Digitalisierung von Unternehmen inklusive der industriellen Produktion. Ziel ist es, moderne Informations- und Kommunikationstechnik mit den Anforderungen industrieller Produktionsprozesse zu verzahnen. Grundlage für das Zusammenwirken der unterschiedlichen Prozesse unter diesen Bedingungen sind digital vernetzte Systeme, die eine weitestgehend selbst organisierte Produktion ermöglichen.

Dem Industrie 4.0-Verständnis zufolge kommunizieren und kooperieren Mensch, Maschine, Anlage, Logistik und Produkte direkt miteinander. Das zugrundeliegende Prinzip ist so umfassend und effektiv, dass es damit gelingt, die gesamte Wertschöpfungskette zu optimieren. Eingeschlossen in das digitalisierte System ist der gesamte Lebenszyklus eines Produkts – von der Idee über die Entwicklung und Fertigung bis hin zur Nutzung, Wartung und dem Recycling.

Industrie 4.0 und Smart Factories sind wesentliche Bestandteile der Hightech-Strategie der Bundesregierung. Diese wurde im Jahr 2006 beschlossen und sollte Deutschland zum weltweiten Innovationsführer machen. In den Jahren 2010 und 2014 erfuhr die Hightech-Strategie jeweils Erweiterungen. Mit den Punkten Industrie 4.0 und Cloud Computing zählen die Bereiche Digitale Wirtschaft und Gesellschaft zu den wichtigsten Eckpunkten der Hightech-Strategie. In der Zwischenzeit ist die Transformation moderner Unternehmen hin zu vernetzten Produktionssystemen und Produktionsketten mit automatisierten Wertschöpfungsketten vielerorts Wirklichkeit geworden.

Moderne ERP-Systeme sind bei der Umsetzung der Industrie 4.0-Standards in den Unternehmen zu einem wichtigen Baustein geworden. Sie bilden die Anforderungen und Ansprüche einer smarten Factory softwareseitig ab. So werden die Datenströme der verschiedenen Unternehmensprozesse gesteuert – vom Customer Relationship Management (CRM) über die Warenwirtschaft bis hin zu den Bereichen Fertigung, Logistik, Wartung und Instandhaltung.

Herausforderungen

Das Ziel, die Industrie 4.0-Standards zu realisieren und sich in eine Smart Factory zu verwandeln, ist für Unternehmen eine komplexe Aufgabe, die auch Risiken mit sich bringt. Immerhin geht es bei der Realisierung der Maßnahmen darum, funktionierende Prozesse zu verändern und auf eine digitale Grundlage zu stellen. Zu den großen Herausforderungen für „intelligente Fabriken“ zählt es dabei, die erforderliche Infrastruktur bereitzustellen, um das ungeheure Datenaufkommen zu bewältigen.

Die Komplexität vernetzter Industrieunternehmen ist nicht zu unterschätzen. Insbesondere das Handling von Big Data ist eine große Herausforderung. Schätzungen zufolge hat sich das Datenaufkommen in deutschen Industrieunternehmen in den letzten fünf Jahren mehr als verzehnfacht. Und damit nicht genug: Es reicht nicht aus, Daten zu erheben. Vielmehr müssen auf der Datenbasis Informationen generiert werden. Dabei geht es um Wissen, das als Grundlage für Entscheidungen dient.

Die konsequente Digitalisierung nach dem Industrie 4.0-Standard verstärkt diese Entwicklung noch einmal. Ein Beispiel: Eine Vielzahl unterschiedlicher Sensoren gibt lückenlose Rückmeldungen in Echtzeit über die Produktionsprozesse. In der Folge nimmt das zu bewältigende Datenvolumen exponentiell zu. Um Nutzen aus diesen Daten zu ziehen, müssen Daten in ebenso hoher Geschwindigkeit zu Informationen verarbeitet werden.

Anschließend ist es Aufgabe sogenannter Reporting-Tools, diese Informationen übersichtlich und verständlich aufzuarbeiten. Nicht zuletzt aufgrund der enormen Datenmengen muss dieser Prozess automatisiert ablaufen, damit Unternehmen von einem Wettbewerbsvorteil profitieren können. Moderne ERP-Systeme sind dazu in der Lage und bilden deswegen die Basis für einen erfolgreichen Start in die Industrie 4.0.

ERP in der Industrie 4.0

In der Beurteilung der Industrie 4.0 herrscht allgemein Einigkeit: Leistungsfähige ERP-Systeme sind unverzichtbar für funktionierende Prozesse. Für Industrie 4.0-Umgebungen gilt das mehr denn je. Die Vernetzung der gesamten Wertschöpfungskette bietet eine Fülle unterschiedlicher Wettbewerbsvorteile. Gleichzeitig stellt die Vernetzung hohe Anforderungen an smarte ERP-Systeme. Vor diesem Hintergrund gestaltet sich der Anforderungskatalog an ein „ERP 4.0“ durchaus anspruchsvoll.

Abgesehen von seiner Zuverlässigkeit muss das System eine ausreichende Leistungsfähigkeit mit sich bringen und zeitnahe Reaktionen ermöglichen. Die reibungslose Integration der Unternehmensbereiche muss ebenso gewährleistet sein, wie die Bereitstellung sämtlicher Funktionen. Die Software bildet alle Funktionalitäten des Unternehmens ab – von der Produktionsplanung bis zur Logistik. Kunden und Partner werden über Schnittstellen angebunden. Dennoch sollte die Komplexität für die Beschäftigten verständlich sein. Hinzu kommt, dass die Software auch ökonomisch darstellbar sein muss.

Moderne ERP-Systeme steuern in smarten Fabriken also sämtliche Datenströme der Unternehmensprozesse. Dabei lautet die Maßgabe: Je flexibler die Software, desto größer sind Nutzen und Möglichkeiten. Gefordert ist eine hohe Integrationsfähigkeit durch offene Schnittstellen. Gleiches gilt für die Unterstützung unterschiedlicher Plattformen, sodass es keinen Unterschied ausmacht, ob bei der Bedienung Desktop-PCs, Smartphones oder Tablets eingesetzt werden. Vor diesem Hintergrund sind Unternehmen gut beraten, bei der ERP-Auswahl die eigenen Anforderungen genaustens zu kennen.

Grundsätzlich gibt es zwei Optionen, um Industrie 4.0 im Unternehmen zu integrieren:

1. Horizontale Integration

  • Produktionsstätten werden miteinander vernetzt
  • Kunden werden in Prozesse eingebunden
  • Informationen werden während der gesamten Wertschöpfung ausgetauscht
  • Intelligente Systeme einzelner Unternehmensbereich kommunizieren miteinander


2. Vertikale Integration

  • Vernetzung aller Unternehmensbereiche
  • Alle Systeme kommunizieren auf allen Ebenen miteinander

Wichtig:

Setzen sich mittelständische Unternehmen mit der Digitalisierung ihrer Prozesse auseinander, sollten individuell prüfen, wie und ob sie vorhandene ERP-Systeme anpassen müssen. Dabei gilt es zu bedenken, dass derartige Systeme individuell auf die jeweiligen Unternehmen zugeschnitten sind. In jedem Fall sind digitale Sicherheitsrichtlinien zu berücksichtigen.

Vernetzung

Während der Einsatz von IT- und Computertechnologien ab den 1970er-Jahren Automatisierungen in der Produktion ermöglichten, stehen die Unternehmen heute vor der Herausforderung, das „Internet der Dinge“ (IoT) und damit eine vernetzte Produktion zu realisieren. Betroffen ist das gesamte Supply Chain Management. Die Kommunikation von Mensch und Maschine erfolgt digital, der Informationsaustausch in Echtzeit. Kunden und Partner werden über Schnittstellen eingebunden, sodass auch hier ein ständiger Datenaustausch erfolgt.

Im Ergebnis führt die konsequente Vernetzung aller Prozesse zu einem echten Vorteilen im Wettbewerb. Die Verknüpfung und Synchronisation von Daten inklusive der automatisierten Aufbereitung in Echtzeit führen in Summe zu verwertbaren Informationen. Das vereinfacht Entscheidungsprozesseverbessert die Dynamik und erhöht die Effizienz der eigenen Produktion. Die positiven Auswirkungen reichen bis in die Lieferketten.

Transparenz

Ein modernes ERP-System erhellt in Industrie 4.0-Umgebungen die letzten Dunkelstellen im Unternehmen. Dank IoT werden nicht nur Geschäftsprozesse in Echtzeit aufbereitet, sondern auch die Produktionsprozesse im tatsächlichen Ablauf aufgezeichnet. Nicht zuletzt, weil alle Abteilungen eine einheitliche digitale Plattform miteinander teilen, zieht Transparenz ins Unternehmen ein. Über Schnittstellen und Module wird der abteilungsübergreifende Informationsfluss sichergestellt.

Die Verfügbarkeit sämtlicher Informationen an zentraler Stelle sorgt für noch mehr Effizienz. Gleichzeitig verhindern ERP-Systeme zuverlässig, dass Fehlentwicklungen über längere Zeiträume unentdeckt bleiben. In diesem Sinne dient die Transparenz der ERP-Systeme gewissermaßen als Frühwarnsystem. Gleiches gilt natürlich auch umgekehrt: Die Informationsdichte lässt positive Entwicklungen im Unternehmen schnell erkennen. Entsprechende Maßnahmen zur Unterstützung der Geschäfts- und Produktionsprozesse können zu einem frühen Zeitpunkt eingeleitet werden.

Basis für transparente Verhältnisse im Unternehmen ist die breite Verfügbarkeit von Daten. Auch hier gilt: Je detaillierter die Daten, desto präziser die Datenanalyse. Von entscheidender Bedeutung ist die Datenqualität. Das gilt vor allem bei der Einführung eines ERP-Systems. Fehler bei manueller Dateneingabe oder des automatisierten Datenimports sowie Dubletten oder veraltete Daten beeinflussen die Aufbereitung und die spätere Datenanalyse. Vor diesem Hintergrund ist bei der Auswahl die Leistungsfähigkeit der ERP-Software von ebenso großer Bedeutung wie die Erfahrung des ERP-Anbieters.

In der Praxis ist die Aufbereitung der Daten mithilfe des Dashboards wichtig. So erhalten die Mitarbeiter die Möglichkeit, relevante Daten ihres jeweiligen Bereichs ständig im Blick zu behalten. Auf einer übersichtlichen Seite werden Kennzahlen und KPI des Unternehmens angezeigt und in Relation gesetzt.

 

Mehrwert

Moderne ERP-Systeme sind ein Schlüsselelement für Unternehmen, die nach Erfolg streben. Aus der Entscheidung für ein entsprechendes System ergeben sich zahlreiche Vorteile, die nicht zwangsläufig im Zusammenhang mit dem Thema Industrie 4.0 stehen.

Die Verknüpfung von Markt-, Kunden-, Lieferanten-, sowie Produkt-, Fertigungs-, Logistik- und Finanzinformationen sorgt in den folgenden Bereichen für …

  • Eine verbesserte Produktqualität,
  • Mehr Termintreue,
  • Eine höhere Flexibilität,
  • Bessere Kapazitätsauslastungen,
  • Geringere Kosten sowie
  • Geringere Durchlaufzeiten.


Und damit nicht genug: Präzise Daten erleichtern die Ressourcenplanung erheblich. Gleichzeitig eröffnen sich neue Möglichkeiten für mehr Kundenorientierung – beispielsweise hinsichtlich einer verstärkten Individualisierung. Diese Punkte profitieren von den Customizing-Fähigkeiten der ERP-Software. Die Anpassungsoptionen der Seriensoftware sind dabei ein wesentlicher Aspekt, der es ermöglicht, die gesamte Leistungsfähigkeit auszureizen. Zum Verständnis: Beim Customizing bleibt die ERP-Software grundsätzlich im Standard. Allerdings werden Parametereinstellungen an die individuellen Anforderungen des Unternehmens angepasst.

Ebenfalls nicht zu unterschätzen sind die Sicherheitsvorteile moderner ERP-Systeme. Cloud-basierte Systeme profitieren von ausgeklügelten Konzepten in puncto ERP-Sicherheit und bieten folgende Vorteile:

  • Funktionsfähige Firewall
  • Geprüfte ERP-Architektur
  • Regelmäßige Updates
  • Detaillierte Berechtigungskonzepte
  • Starke Passwörter
  • Geschultes Personal
  • Zentralisierte Sicherheitsüberwachung

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