Lieferkettenmanagement im Großhandel nach Corona

Aktualisiert: 20. Oktober 2021

5 min.

Haufe Redaktion Mittelstand Handel & Vertrieb

Corona-Pandemie, chaotische Zustände in der Seefrachtspedition, explodierende Rohstoffpreise und die rechtlichen Konsequenzen des neuen Lieferkettengesetzes: Wer sich derzeit im Einzel- und Großhandel um den Erhalt zuverlässiger und nachhaltiger Lieferketten kümmert, hat es nicht leicht. Wann sich die Situation ändert, ist noch ungewiss. Feststeht jedoch, dass sich solche Herausforderungen nur mit flexiblen Lösungen meistern lassen.

Supply Chain Management während Corona: Wo befinden wir uns derzeit?

Derzeit vergeht kaum ein Tag, an dem nicht mindestes ein Wirtschaftsmagazin über die globalen Lieferkettenprobleme berichtet. Viele der aktuellen Konflikte im Lieferkettenmanagement lassen sich auf ein Ungleichgewicht zwischen Angebot und Nachfrage zurückführen. Mit einer um 14% gestiegenen Kaufkraft im Vergleich zu 2020 treiben Endkonsument:innen die Nachfrage in die Höhe, in dem sie mehr Geld für Waren und Dienstleistungen ausgeben. Gleichzeitig kämpfen das produzierende Gewerbe sowie die Logistik seit Jahresbeginn mit diversen globalen Herausforderungen, die im Zusammenspiel fast alle Beschaffungsmärkte massiv beeinflussen – wie mit Schließungen chinesischer Fabriken und Frachthäfen aufgrund lokaler Corona-Ausbrüche, einer globalen Containerknappheit oder wie zuletzt mit einem blockierten Suez-Kanal.

Die Dysbalance aus niedrigem Angebot und hoher Nachfrage bewirkt zudem einen Preisanstieg. Viele Expert:innen kalkulieren mit einem Preisanstieg bei Rohstoffpreisen von mindestens zehn Prozent. Hinzu kommen gestiegene Transportkosten auf der Straße und zu Wasser – wie zuletzt bei der Deutschen Post, die ihre Geschäftskundenpreise ab dem 01.01.2022 erhöhen wird.

Unsicherer Beschaffungsmarkt und neue politische Vorgaben wie das Lieferkettengesetz

Parallel zur globalen Wirtschaftsentwicklung beschloss der Bundestag am 11. Juni 2021 das Lieferkettensorgfaltspflichtengesetz, besser bekannt als Lieferkettengesetz. Zwar zielt dieses Gesetz auf größere Konzerne, jedoch müssen sich Großhändler:innen und Lieferant:innen ebenso um die Einhaltung der Menschenrechte kümmern, um Teil der Wertschöpfungskette zu bleiben.

Außerdem greift seit diesem Jahr zusätzlich eine neue Rechtsnorm, die Händler:innen zu mehr Transparenz verpflichtet. Aus Sicht der Konsument:innen ein positiver Schritt, für Betriebe führt der im März 2021 veröffentlichte Gesetzentwurf zur „Stärkung des Verbraucherschutzes im Wettbewerbs- und Gewerberecht im Online-Handel“ zu einer größeren Informationspflicht und somit zu mehr Aufwand beim Betrieb eines Online-Shops. Vergleichsportale müssen beispielsweise angeben, anhand welcher Kriterien sie das Ranking bei der Produktsuche beeinflussen und ob Produktbewertungen tatsächlich von echten Käuferinnen:nnen verfasst wurden.

Veränderte Kundenerwartungen beeinflussen das Supply Chain Management

Apropos Online-Handel: Wohl kaum ein Bereich hat so sehr von der Corona-Pandemie profitiert wie der E-Commerce. Insbesondere im B2B-Geschäft haben viele Geschäftsführungen erkannt, dass sowohl Beschaffung als auch Vertrieb sehr gut im Internet funktionieren. Deshalb musste sich der Großhandel dieser veränderten Erwartungshaltung stellen und Vertriebsstrukturen überdenken, auch wenn nicht jeder Handelsbetrieb auf solche einen Wandel vorbereitet war. Wer sich nicht flexibel an die Kundenbedürfnisse anpasste, profitierte nur in geringem Maß vom Boom im betrieblichen Online-Handel und musste Marktanteile an große Online-Player wie Amazon abgeben.

„Handel ist Wandel“ – Wie sieht das Lieferkettenmanagement der Zukunft aus?

Nichts ist beständiger als der Wandel, und das vor allem im Handel: Für eine erfolgreiche Zukunft im Großhandel müssen Geschäftsführungen begreifen, dass kein Weg an digitalen, flexiblen und transparenten Prozessen in der Warenlogistik vorbeiführt. Die Herausforderung besteht darin, nachhaltige Lieferketten aufzubauen, ohne dabei an Verlässlichkeit und Sicherheit einzubüßen. Unternehmen, die sich wettbewerbsstark und kundenorientiert aufstellen möchten, müssen sich schneller über neue Trends und Technologien informieren und prüfen, wie ihr Geschäft davon profitieren kann – etwa um neue Hygienestandards effizienter einzuhalten oder Lieferketten schneller zu diversifizieren.

Von zentraler Bedeutung ist es, diese Informationsflut in einem IT-System zu bündeln und alle Arbeitsschritte zwischen den Lieferanten, der eigenen Logistik sowie der Kundschaft digital zu koordinieren. Dabei sollten Großhändler:innen besonders auf die folgenden drei Faktoren achten:

Erhalte ich jederzeit einen transparenten Überblick über meine Prozesse?

Händler:innen sollten in ihrer IT-Lösung überall und auf jedem Endgerät transparent einsehen, wie derzeit Lagerbestände, Produktverfügbarkeiten sowie Warenein- und -ausgänge ablaufen. Gleichzeitig sollten Händler:innen außerdem alle Transaktionen und der aktuelle Umsatz einsehen. Diese Informationen lassen sich nutzen, um Kund:innen einen noch besseren Service anzubieten.

Als Beispiel: Der Einkäufer des Reinigungsunternehmens Müller möchte aufgrund neuer Standards ab sofort nur noch das neue umweltfreundliche Teppichreinigungsmittel des Herstellers Maier beziehen, weil sich damit die Vorgaben einhalten und Teppichböden besonders einfach reinigen lassen. Für den Händler muss es dann sofort ersichtlich sein, wie viele der Reinigungsmittel derzeit auf Lager sind, zu welchen Konditionen sich das neue Reinigungsmittel beschaffen lässt und wann geliefert werden kann.

Wie flexibel lassen sich Zulieferer, Bestand und Lagerkapazitäten managen?

An erster Stelle steht hier ein flexibles Lieferantenmanagement, das dem oder der Großhändler:in ermöglicht, die Lieferketten einfach zu diversifizieren, um künftig auf mehrere Lieferanten setzen zu können. So sollte im System beispielsweise automatisch hinterlegt sein, welche alternativen Zulieferer existieren, sollte es zu einem Lieferausfall kommen.

Darüber hinaus sollte sich der aktuelle Bestand ebenfalls flexibel managen lassen, um beispielsweise saisonale Abverkäufe zu planen oder den Nachschub in größeren oder kleineren Margen zu beschaffen. Die Flexibilität sollte aber nicht dazu führen, dass eingespielte Geschäftsprozesse ihre Struktur verlieren und Einkauf, Vertrieb und Geschäftsführung als eigene Silos agieren. Deshalb muss das IT-System einfache digitale Abstimmungsprozesse am PC oder Smartphone ermöglichen.

Kann ich jederzeit mit meinen Stakeholdern kommunizieren?

Die bereits angesprochene Transparenz ist nicht nur für die eigene Organisation, sondern auch für die Beziehungspflege gegenüber Kund:innen, Lieferanten und Geschäftspartner:innen wichtig. Um kundenspezifische Anforderungen zu berücksichtigen oder bei Lieferänderungen schnell zu kommunizieren, können Großhändler:innen im Idealfall in einer einzigen Software-Umgebung Liefer- und Warenstatus sowie Kontaktinformationen einsehen.

So unterstützt Haufe X360 den Aufbau eines nachhaltigen Lieferkettenmanagements

Haufe X360 ist eine modular aufgebaute 360°-Unternehmensplattform, die alle Geschäftsszenarien im Großhandel abbildet und dabei flexibel und kostengünstig skalierbar ist. Anwender:innen profitieren von einer Cloud-basierten Arbeitsumgebung, in der sich dezentral Vorgänge im Kreditoren- und Debitorenmanagement abbilden, mühelos Kundenaufträge erfassen wie auch individuelle Rabattierungen und Sonderpreise hinterlegen lassen. Möchten Nutzer:innen ihre Arbeitsprozesse zusätzlich beschleunigen, können sie externe Tools an die offenen Schnittstellen integrieren – wie etwa vom Shipping Service Provider shipcloud, der E-Commerce-Plattform shopware oder der Deutschen Post.

Folgende Features sind bei den Kund:innen aus dem Großhandelssegment besonders beliebt:

Mehrere Standorte pro Geschäftspartner

Mit Haufe X360 lassen sich vielfältige Lagerstrukturen in einem digitalen Omnichannel-Ansatz integrieren und direkt mit der Finanzbuchhaltung in Haufe X360 synchronisieren. Das ist besonders hilfreich für Großhandelsbetriebe, die über mehrere Lager verfügen oder Drop-Shipping nutzen möchten, um die Aufträge ihrer vielfältigen Abnehmer:innen — sei es B2B, B2C oder D2C — bestmöglich zu erfüllen.

Nachschubsteuerung auf Grundlage von Meldebeständen und Prognosen

Um beim Beispiel der Reinigungsmittel zu bleiben: Sind im Großhandelslager nur noch wenige Flaschen des gefragten umweltfreundlichen Reinigungsmittels vorrätig? Oder lässt sich absehen, dass eine neue Umweltvorschrift eine bestimmte Variante des Reinigungsmittels besonders lukrativ macht? Dann können Einkäufer:innen dank automatisierter Meldebestände oder Prognosen ihren Nachschub noch gewinnbringender mit Haufe X360 steuern.

Kundenauftragsbezogene Bestellungen

Ein digitales Auftragsmanagement so individuell wie die Kundschaft: Mit Haufe X360 können Großhändler:innen anhand eingegangener Aufträge Bestellungen automatisch generieren, sie manuell verknüpfen und bündeln oder sogar automatisch zurückhalten, bis die Einkaufsbestellung im Lager eingetroffen ist. So können Betriebe die internen Prozesse beschleunigen und gleichzeitig flexibler auf die Anforderungen der Kund:innen reagieren.