Pick by Voice

Aktualisiert: 27. Februar 2023

8 min.

Haufe Redaktion Innovation & Technologie

Die Anforderungen an die Logistik steigen seit Jahren. Abnehmende Fertigungstiefen. Supply Chain mit einer immer größeren Zahl an Wertschöpfungspartnern. Zunehmende Kleinmengenkäufe. Entwicklungen wie diese stellen Unternehmen vor die Herausforderung, Logistik-Prozesse kostengünstiger, effizienter und flexibler zu gestalten. Abhilfe verspricht die sprachgesteuerte Kommissionierung Pick by Voice.

Was ist Pick by Voice?

Was die Pick by Voice-Kommissionierung ausmacht, ist relativ schnell erklärt. Der Definition nach versteht man unter Pick by Voice ein sprachgeführtes, belegloses Kommissionierungssystem. Häufig werden für Pick by Voice auch die gleichbedeutenden Begriffe Pick-to-Voice, Pick2Voice, Voice-Picking oder Move-by-Voice verwendet. Die sprachgesteuerte Pick by Voice-Kommissionierung bringt alles mit, um logistische Prozesse in Ihrem Lager auf digitaler Grundlage zu optimieren.

Die Bezeichnung Pick by Voice lässt es vermuten: Die sprachgesteuerte Kommissionierung ist in Verbindung mit der Beleglosigkeit ein wesentliches Kernelement des Systems. Im Resultat lassen sich mit Pick-by-Voice-Systemen selbst komplexe Kommissionierungsprozesse beschleunigen. Gleichzeitig funktioniert die Sprachkommissionierung nach dem Pick-by-Voice-Prinzip so zuverlässig, dass die Fehlerzahl im Vergleich zu herkömmlichen Kommissionierungssystemen, die auf Belegen basieren, deutlich abnimmt.

 

Wie funktioniert Pick by Voice?

Herzstück und gleichzeitig wichtigstes Element von Pick by Voice ist eine hochmoderne uns leistungsstarke Spracherkennungssoftware. Diese ist maßgeblich für die Effizienz und die Präzision der gesamten Sprachkommissionierung verantwortlich. Der Kommissionierer im Lager kommuniziert mit dem Pick-by-Voice-System über die Sprache. Was nüchtern klingt, kommt einer kleinen Revolution nahe, weil die Funktionsweise der klassischen Kommissionierung entfällt. Anstatt ausgedruckter Kommissionierungslisten oder mithilfe von Datenterminals arbeiten Pick-by-Voice-Kommissionierer mit Headsets (kabelgebunden oder kabellos).

Über dieses Headset bekommt der Kommissionierer Sprachbefehle vom Pick-by-Voice-System. Die Informationen der Sprachkommissionierung leiten den Mitarbeiter zum nächsten Pick-Vorgang. Dort angekommen, folgen weitere Anweisungen zu den Einheiten, die gepickt werden sollen. Bestätigungen des Pick-by-Voice-Kommissionierers erfolgen ebenfalls über Sprachbefehle.

Was wie Zukunftsmusik klingt, ist in modernen Unternehmen längst Realität. Die Software ist ausgereift. In Zusammenspiel mit der erforderlichen Hardware wie Voice-Terminals oder Mobile Displays ist die fehlerfreie Kommissionierung Alltag in modernen Logistik-Zentren. Im Lager sind Pick-by-Voice-Systeme allgegenwärtig. Das ist unbedingt erforderlich, denn: Die Kommissionierer müssen die IDs an jedem Ort der Kommissionierung bestätigen können. Deswegen stellen Pick-by-Voice-Systeme optional Abbildungen der zu kommissionierenden Artikel auch auf mobilen Endgeräten dar, um Kommissionierern die Arbeit zu erleichtern.

 

Ablauf – Pick by Voice

Der Ablauf oder die Vorgehensweise nach dem Prinzip Pick by Voice erfolgt in fünf einfachen Schritten. Der Kommissionierer im Lager ist mit einem mobilen Datenterminal ausgestattet. Das Steuergerät wird in der Regel am Gürtel getragen. Angeschlossen ist ein Headset mit Mikrofon. Dann beginnt das Pick-by-Voice-Verfahren:

  1. Vom digitalen Lagerverwaltungssystem wird die Information zur Vorbereitung eines Picks an das Pick-by-Voice-Gerät des Kommissionierers gesendet. Dort wird die digitale Information für den Kommissionierer in einen verständlichen Sprachbefehl übersetzt.
     
  2. Über das Headset erhält der Kommissionierer eine Pick-Nachricht. Der Sprachbefehl beinhaltet den genauen Standort, die Referenz und die Stückzahl seines Picks.
     
  3. Mit dieser Information begibt sich der Kommissionierer zum richtigen Ort, diktiert den Steuercode in das Mikrofon seines Headsets und holt die angezeigte Ware ab.
     
  4. Die Information des Kommissionierers wird vom Lagerverwaltungssystem
    entgegengenommen. Die Ware wird zusammengestellt. Alle erforderlichen Arbeitsschritte werden vom Kommissionierer mit einer Spracheingabe bestätigt. Zusätzlich gleicht der Bediener die verbliebene Menge im Regal mit dem digitalen Bestand ab. Stimmen die Mengen überein, ist diese Pick-by-Voice-Kommissionierung beendet und der nächste Pick wird vom Lagerverwaltungssystem gesendet.
    Ergibt der Soll-/Ist-Vergleich ein uneinheitliches Bild, dann erteilt das Lagerverwaltungssystem weitere Anweisungen und informiert über alle weiteren Schritte.
     
  5. Ist der gesamte Auftrag abgearbeitet – und alle Picks sind erfolgt – dann erhält der Kommissionierer vom System die Info, an welchem Drucker die Etikettierung ausgegeben wird, um die den Auftrag mit Wiegen und Verpacken vollständig abschließen zu können.

Das oben aufgezeigte Beispiel veranschaulicht: Die Kommissionierung nach dem Pick-by-Voice-Verfahren gelingt unkompliziert und trägt maßgeblich dazu bei, logistische Prozesse nachhaltig zu optimieren. Doch wie so oft gilt auch hier: Grundsätzlich bieten neue Verfahren nicht ausschließlich Vorteile. Allerdings müssen Interessenten keine wesentlichen Nachteile fürchten. Trotzdem gilt es einige Parameter für eine reibungslose Funktion des Pick-by-Voice-Systems zu beachten.

Pick by Voice – Vorteile

Das Pick-by-Voice-Verfahren stellt die konsequente Weiterentwicklung des Barcode-Scannens per Funk dar. Im Vergleich dazu bietet die beleglose Kommissionierung per Sprache eine Reihe unterschiedlicher Vorteile.

  • Kommissionierung – schnell und präzise
    Die große Bewegungsfreiheit und das breite Sichtfeld der Kommissionierer zählen zu den wichtigsten Vorteilen des Pick-by-Voice-Verfahrens. In der Praxis führt dies zu einem signifikanten Anstieg der Produktivitätskennzahlen. Vor allem die Tatsache, dass der Kommissionierer beim Pick by Voice beide Hände frei hat, reduziert den Zeitaufwand deutlich.
  • Pick by Voice – weniger Fehler, mehr Sicherheit
    Die Kommissionierung per Sprache sorgt für eine Fehlerreduzierung, die in Richtung Null geht. Gleichzeitig werden Beschädigungen der Ware und Unfälle vermieden, weil der Kommissionierer beide Hände frei hat. Zudem werden Risiken im Lager minimiert.
     
  • Pick by Voice – benutzerfreundlich und leicht zu erlernen
    Die Anlernzeiten der sprachgesteuerten Kommissionierung sind sehr kurz. Das ermöglicht Unternehmen, bei Belastungsspitzen flexibel auf Dienstleistungen wie Zeitarbeit zurückzugreifen. Darüber hinaus lassen sich Pick-by-Voice-Systeme individuell für die Kommissionierer konfigurieren – beispielsweise durch die Verfügbarkeit zahlreicher Sprachversionen.
     
  • Pick by Voice – in allen Umgebungen leicht zu implementieren
    Die vielleicht beste Nachricht über das Pick-by-Voice-Verfahren: entsprechende Systeme lassen sich ohne wesentliche Änderungen an der Infrastruktur logistischer Einrichtungen realisieren. Das Pick-by-Voice-Systeme sind robust und alltagsbewährt. Sogar der Einsatz in Kühlhäusern oder Gefrierkammern ist möglich.

Pick by Voice – Nachteile

Aller Vorteile zum Trotz ist es bei einer objektiven Betrachtung des Pick-by-Voice-Verfahrens sinnvoll, die Nachteile – oder systembedingte Rahmenbedingungen – zu kennen. Wichtige Pick-by-Voice-Nachteile sind:

  • WLAN-Architekturen können einen Störfaktor darstellen
  • Stör- oder Nebengeräusche können die Kommissionierung verhindern oder zeitlich verzögern
  • Eine direkte Kommunikation zwischen den Kommissionierern ist durch die Headsets nur eingeschränkt möglich
  • Die Pick-by-Voice-Sprachversionen sind nicht für alle Sprachen vorhanden
  • Eine Entnahme hoher Stückzahlen ist wegen einzelner Bestätigungen mit einem hohen Zeitaufwand verbunden

WMS und ERP

Die intelligente Digitalisierung von Prozessen bietet Unternehmen ein Höchstmaß an Flexibilität. Die moderne Lagerverwaltung mithilfe eines leistungsfähigen Warehousemanagements (WMS) kann eigenständig erfolgen oder als modulare Erweiterung eines ERP-Systems. Pick-by-Voice-System sind in der Lage, mit beiden Lösungen zu kommunizieren.

Grundsätzlich ist festzuhalten: Vorteile sprachgeführter Systeme wie beispielsweise der reibungslose Arbeitsablauf oder das ungehinderte Greifen der Ware mit beiden Händen sowie die signifikante Produktivitätssteigerung können auch in ERP-geführten Lagern genutzt werden. Das Funktionsprinzip ist identisch. Einziger Unterschied zu Stand-alone-Lösungen: Nach Abschluss der Kommissionierung fließen die Daten automatisch zurück in das ERP-System.
Cloud-ERP-Systeme wie Haufe X360 bieten nicht nur eine nahtlose Integration, sondern ermöglichen das Picken per Scanner. Als Mobile Device reicht die Funktionalität herkömmlicher Smartphones vollkommen aus. Genutzt wird die Sprachfunktion des Smartphones.

Fazit

Das Pick-by-Voice-Verfahren ist die ideale Lösung für die sprachgestützte und beleglose Kommissionierung. Es erhöht die Produktivitätskennzahlen der Kommissionierer deutlich und lässt sich in alle denkbaren IT-Architekturen integrieren. Gleichzeitig reduziert Pick by Voice die Zahl falscher Kommissionierungen.

Pick-by-Voice-Systeme rechnen sich. In der Regel rentieren sich Investitionen in die sprachgesteuerte Kommissionierung schon nach sechs bis zwölf Monaten. Damit zählen Pick-by-Voice-Verfahren zu den Automatisierungslösungen mit den geringsten Kosten.