Zukunft Mittelstand: Vom digitalen Nachzügler zum Vorreiter

Aktualisiert: 02. Dezember 2020

4 min.

Haufe Redaktion Mittelstand Cloud ERP

„Digital aufzurüsten ist für den Mittelstand kein Nice-to-Have, sondern entscheidend für die Stärke der deutschen Wirtschaft,“ mahnt Carsten Schröder, President of Cloud-ERP von Haufe X360. Es ist entscheidend, dass mittelständische Unternehmen die Chancen der Digitalisierung nutzen. Ein wichtiger Ausgangspunkt ist die Unternehmens-IT. Die größten Handlungsfelder in Sachen Digitalisierung und praxisnahe Entscheidungshilfen für den Mittelstand beschreibt Carsten Schröder im zweiten Teil seiner Kolumne „Zukunft Mittelstand“.

Der Mittelstand umfasst mehr als 99 Prozent aller Unternehmen in Deutschland, stellt mehr als die Hälfte aller Arbeitsplätze und erwirtschaftet dabei mehr als jeden zweiten Euro unserer Nettowertschöpfung. Wir können es uns als Wirtschaftsnation nicht leisten, dass unser Rückgrat schwächelt. Es bedarf Handlung! Diesen drei großen Handlungsfeldern sollten sich mittelständische Unternehmen in Sachen Digitalisierung primär widmen:

1. Digital aufstellen: IT-Infrastruktur modernisieren und Produktivität steigern

Im Mittelstand tut sich in Sachen Digitalisierung und Cloud einiges, wie sich exemplarisch am Einsatz von Enterprise-Ressource-Planning-Lösung (ERP-Lösung) aus der Cloud belegen lässt. Bevorzugten im Jahr 2009 noch 80% der mittelständischen Unternehmen eine ERP-Lösung, die vor Ort installiert war, so setzen laut des Marktforschungsunternehmens Aberdeen die "Best-in-Class-Mittelstandsorganisationen“ heute auf eine Cloud-ERP-Lösung.

Und das zurecht: Den Anforderungen an Wettbewerbsfähigkeit werden veraltete IT-Systeme und Monolithen nicht mehr gerecht: Mangelnde Skalierbarkeit und Agilität, hohe Betriebs- und Wartungskosten, unzureichende Integrationsmöglichkeiten für sich verändernde IT-Umgebungen oder komplizierte individuelle Anpassungen und Point-to-Point-Integrationen machen die Systeme schwerfällig, kompliziert, teuer und instabil. Produktivität und Zeit fürs Wesentliche? Mit diesen Systemen Fehlanzeige.

Aktuelle Studien belegen, dass in deutschen Unternehmen ein ganzer Monat der jährlichen Arbeitszeit in Aufgaben fließen, die nichts mit der originären Wertschöpfung zu tun haben. Also Verwaltungstätigkeiten, repetitive Aufgaben, Entscheidungsfindung, die idealerweise automatisiert stattfinden sollten. Das CIO Magazin hat diese Zeitverschwendung jüngst mit 170 Milliarden Euro beziffert. Das sind rund 8 Prozent unseres Bruttosozialprodukts, die Unternehmen in die Verwaltung statt in ihr Kerngeschäft stecken. Diese erschreckenden Zahlen belegen, wie wettbewerbsentscheidend es für Unternehmen ist, in ihre digitale Infrastruktur und damit in die Effizienzsteigerung ihres Unternehmens zu investieren.

2. Digital aufrüsten: Krisensichere Liquiditätsplanung und Geschäftsmodellinnovation vereinen

Die konjunkturellen Unsicherheiten unserer Zeit zwingen Unternehmen dazu, den delikaten Spagat zwischen finanzsensitiver Planung und einer explorativen Innovationsstrategie zu meistern. Die Herausforderung liegt darin, unter hohem Kostendruck das Unternehmen sanieren und gleichzeitig Geschäftsmodelle anpassen oder gar neue Potenziale erschließen zu können. Die Krise hat die Natur des Commercial Plannings verändert – umso wichtiger wird es, dass Geschäftsführer anhand von Business-Intelligence-Analysen Geschäftsprognosen und Szenarien für die Zukunft entwickeln und erhaltende Investmententscheidungen treffen können. Genauso wichtig ist es, dank transparenter Unternehmens- und Prozessdaten produktivitätssteigernde Optimierungen oder neue Potenziale zu erschließen. Wichtige Grundlage: eine digitale Unternehmenslösung, die alle Geschäftsbereiche digital erfasst und solche Analysen ermöglicht. Daher mein Plädoyer: Lieber jetzt in den Ausbau der digitalen Infrastruktur investieren als einem rigorosen Sparzwang zu folgen. Welche Fördermöglichkeiten KMU für die Investition in Digitalisierungsprojekte zur Verfügung stehen, haben wir hier für Sie zusammengestellt.

3. Digital anziehen: Fachkräftemangel begegnen und Talente anziehen

Mittelständische Unternehmen stehen in Konkurrenz mit Großkonzernen – nicht nur was Produkte und Services angehen, sondern auch um Talente, besonders in mittelstandstypischen Berufen im technischen Bereich und der Produktion. Dabei ziehen sie häufig den Kürzeren und leiden unter dem zunehmenden Fachkräftemangel. Gut geschulte Fachkräfte und High Potentials haben hohe Ansprüche an ihren Arbeitsplatz: Sie erwarten flache Hierarchien, kurze Entscheidungswege, flexible und familienfreundliche Arbeitsmodelle, Home-Office und Remote Work sowie Weiterbildungsangebote. Ganz zu schweigen von moderner IT-Ausstattung, optimalen Unternehmensabläufen und zukunftsträchtigen Services und Leistungen, an deren Weiterentwicklung sie mitwirken.

Unterschätzt werden darf hierbei nicht die Optimierungs- und Innovationskraft moderner Unternehmenslösungen, die lästige Alltagsaufgaben automatisieren, die Vernetzung und die Kollaboration zwischen Abteilungen erhöhen und spannende KPIs und Insights liefern, die zur Weiterentwicklung und Innovation von Prozessen und Services dienen können. Grundvoraussetzungen dafür? Befreites Arbeiten, Zeit für neue Ideen! Zeit, die digitale Unternehmenslösungen verschaffen. Das alles sind Eigenschaften, die einen modernen Arbeitsplatz attraktiv machen!

Bereit für die Zukunft? Unternehmens-IT neu denken

Moderne Cloud-ERP-Plattformen bilden den Nukleus und das Rückgrat der unternehmerischen Digitalstrategie. Das belegt auch die aktuelle IDG-Studie zu Cloud-ERP im Mittelstand. Um langfristig erfolgreich zu bleiben, müssen Unternehmen hinterfragen, inwiefern ihre aktuellen ERP-Systeme mit den raschen Entwicklungen in der Connected Economy schritthalten und die hohen Erwartungen auf Kundenseite auch in Zukunft erfüllen können.

Checkliste zur Modernisierung der Unternehmens-IT

  • Nutzt mein Unternehmen die Vorteile der Cloud und profitiert von Wartungsfreiheit, Kostenreduktion, aktuellen Sicherheitsstandards, Prozessoptimierung dank Best-Practice-Workflows und stets aktuellen Rechtsgrundlagen?
  • Ist meine Unternehmenslösung technologisch flexibel genug, um funktions- und umfangseitig mitzuwachsen, wenn sich mein Unternehmen verändert und skaliert?
  • Verfügt meine Unternehmenslösung über eine moderne Plattformarchitektur, an die ich neue Anwendungen und Web-Services via Schnittstellen integrieren kann, wenn wir neue Entwicklungsmöglichkeiten oder Strategiewechsel planen?
  • Unterstützt mich meine Unternehmenslösung darin, Daten aus allen Unternehmensbereichen präzise, in Echtzeit und über Abteilungs- und gar Unternehmensgrenzen hinaus zu aggregieren, miteinander zu vernetzen und gebündelte Analysen zu erstellen?
  • Ermöglicht mir meine Unternehmenslösung mit hochmodernen Business-Intelligence-Anwendungen Daten auszuwerten, detaillierte Finanzplanungen durchzuführen, Optimierungspotenziale aufzudecken und neue Szenarien und Prognosen zu entwickeln?
  • Ist meine Unternehmenslösung in ihrer Systemarchitektur darauf ausgerichtet, die Potenziale von künstlicher Intelligenz, maschinellem Lernen und dem Internet der Dinge zu nutzen?
  • Wie sieht die Produktstrategie des Herstellers meiner derzeitigen Unternehmenslösung aus? Ergeben sich technologische Grenzen und Herstellerbarrieren hinsichtlich des potenziellen Wachstums meines Unternehmens?

Für einen auch zukünftig starken Mittelstand gilt es heute schon die technologischen Weichen zu legen. Mit der richtigen Unternehmenslösung verfügen mittelständische Unternehmen über das nötige Handwerkszeug, um schon heute ihre Wettbewerbsfähigkeit zu erhöhen und der deutschen Wirtschaft auch in einer unberechenbaren Zukunft ein starkes Rückgrat zu verleihen.


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